Absctract zu Heft 12

Sybille – eine Soziobiographie. Annäherung an jugendliches Leben in Ostdeutschland.

Autorin: Regina Kröplin

Januar 1998

Materialien und Ergebnisse aus Forschungsprojekten des Instituts

 

Am Institut für kulturwissenschaftliche Deutschlandstudien wurde seit dem Herbst 1995 an einem Forschungsprojekt zum Thema „Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Jugendlichen in Ost und West“ gearbeitet. Im Herbst 1996 erfolgte ein Stelleninhaberinwechsel in der Projektarbeit.

So verschafft der vorliegende Beitrag, mit dem erste Ergebnisse aus der Projektarbeit der neuen Mitarbeiterin vorgelegt werden, Einblicke in die Auseinandersetzung um die Befindlichkeit der ‚Generation nach der Mauer‘. Die Kinder der 80er Kohorte waren, als die Mauer fiel, noch Kinder. Die in der DDR Geborenen waren für eine vollständige DDR-Sozialisation zu jung, aber zu alt, um von ihr unberührt geblieben zu sein. Im Jahre 7 nach dem Mauerfall stehen die jungen Menschen aus Ostdeutschland ebenfalls im Rampenlicht der Jugendkulturdebatte. Integrations-theoretische Kategorien, die letztlich immer eine Vereinheitlichung jugendkultureller Differenzen zum Ziel haben, sind für eine Verortung der heutigen Jugend nicht mehr tauglich, so auch für die ‚Jugend Ost‘. Vielmehr muß von einem Verständnis der Jugend als gesellschaftlichem Differenzierungsphänomen ausgegangen werden. Dieser Einsicht folgend, stellt die Studie die Frage nach jugendlichem Leben in Ostdeutschland.

Der hier vorgelegte Aufsatz trägt verschiedene Annahmen zur Beschreibung jugendlichen Lebens oder jugend- licher Befindlichkeit (in Ostdeutschland) aus dem wissenschaftlichen Diskurs zusammen. Ergebnis dieser Zusammenschau ist die Erkenntnis, daß eine Erweiterung des bislang vorliegenden Forschungsmaterials anhand autobiographisch-narrativer Interviews mit einer umfassenden Auswertung den bisherigen Ergebnissen eine neue Qualität vermitteln kann.

Am Beispiel einer Soziobiographie im vorliegenden Heft, die zu der Interpretation eines der ersten Interviews erstellt wurde, bestätigen die Ergebnisse zum einen Annahmen der modernisierungstheoretisch untermauerten Jugendkulturdebatte, entwerfen aber auch ein vielschichtiges Indviduum, bei dem modernisierungstheoretische Indikatoren nicht nützlich erscheinen, und stellen Aspekte westlich geprägter Befindlichkeitsannahmen in Frage; Ergebnisse, die für ein Auswertungsschema eines erweiterten Samples eine konstruktive Grundlage darstellen.